Polyphasischer Schlaf – Nur 2 Stunden täglich in Etappen schlafen
Was haben Thomas Edison, Nikola Teslas und Leonardo Da Vinci gemeinsam? Ja, sie waren alle großartige Erfinder. Aber sie verbindet noch eine Gemeinsamkeit. Sie sind laut Übertragungen alle dem Schlafmuster des polyphasischen Schlafs gefolgt.
Bei dieser kontroversen Schlaftechnik wird nicht einmal am Stück geschlafen, sondern der Schlaf auf mehrere Phasen pro Tag verteilt. Die Aufteilung des Schlafs ist bei Neugeborenen ganz normal, jedoch für uns Erwachsene äußerst ungewohnt.
Einige von uns folgen dem biphasischen Schlafrythmus, was beispielsweise bedeutet, dass wir einen Mittagsschlaf einlegen und dafür in der Nacht etwas weniger schlafen. Die meisten werden jedoch die monophasischen Schlafverteilung anwenden, bei dem in der Nacht an einem Stück durchgeschlafen wird.
Wie funktioniert der polyphasische Schlaf?
Der Schlafrhythmus des polyphasischen Schlafs gibt strenge Zeiten vor, die gleichmäßig sind und genauestens eingehalten werden müssen. Eine Nichtbeachtung der festgelegten Zeiten resultiert in einem drastischen Leistungsabfall in den Wachphasen.
Ein beliebte Form des polyphasischen Schlafs ist der Uberman-Schlaf, bei dem alle 4 Stunden ein 20-minütiges Nickerchen eingelegt wird (6 Phasen von insgesamt 2 Stunden). Eine weitere Variation ist der Everyman-Schlaf, bei dem es eine Hauptschlafphase von 1,5 bis 4,5 Stunden in der Nacht und zusätzlich 2-4 kürzere Tagschlafphasen über 20 Minuten gibt.
Die typische Form des polyphasischen Schlafs, der Uberman-Schlaf, sieht vor, dass wir 6 kurze Schlafphasen in regelmäßigen Abständen (z.B. 1:00, 5:00, 9:00, 13:00, 17:00, 21:00 Uhr) haben, die jeweils 20-30 Minuten andauern. Das bedeutet, dass wir nur 2-3 Stunden täglich schlafen. Wie soll das also funktionieren?
Ein normaler Schlafzyklus dauert 90 Minuten und beinhaltet drei Schlafphasen, die sich durch die Nacht hinweg wiederholen. Dazu gehört die Tiefschlafphase, die Leichtschlafphase und die sogenannte REM-Phase, die ca. 10-15 Minuten andauert. Bei letzterer handelt es sich um die wichtigste Schlafphase, in der unser Gehirn in einem Fast-Wach-Zustand Erlebnisse und Erfahrungen des Vortages verarbeitet.
Das Ziel des polyphasischen Schlafs ist es, den Körper so darauf zu trainieren, sofort in die REM-Phase überzugehen, ohne Zeit mit den anderen beiden Phasen zu “verschwenden”. Natürlich benötigt der Körper einige Zeit, um sich an den drastisch reduzierten Schlaf zu gewöhnen und sofort in den effektiven REM-Schlaf zu verfallen.
Vorteile und Nebenwirkungen von polyphasischem Schlaf
Verschiedenen Berichten zufolge (Polyphasenschlaf-Experiment, 1000 Schafe, Markus Cerenak) haben Anwender dieser Schlaftechnik sehr lebhafte Träume und sind in den Wachphasen energetischer. Der größte Vorteil besteht natürlich in der zusätzlich gewonnenen Zeit. Was würden Sie mit 35-40 zusätzlichen Stunden pro Woche machen?
Der polyphasische Schlaf eignet sich ganz gewiss nicht für jeden. Die Eingewöhnung kann lange dauern und nicht jeder Körper ist in der Lage, sich an die veränderten Schlafgegebenheiten anzupassen. Ein andere Nachteil ist der zusätzlich Nahrungsverzehr. Durch die zusätzlichen Wachzeiten verbraucht der Körper mehr Energie, die in Form von Essen aufgenommen werden muss.
Es gibt noch keine Langzeitstudien zum polyphasischen Schlaf, so dass wenig über die gesundheitlichen Auswirkungen des Schlafentzugs gesagt werden kann. Der Geist mag durch die intensiven, kurzen Schlafphasen zwar frisch und voller Energie sein, jedoch sind die physischen Ergebnisse relativ unerforscht.
Für wen eignet sich polyphasischer Schlaf?
Der Schlafrhythmus ist relativ unflexibel, da die einzelnen Schlafphasen strengstens eingehalten werden müssen. Dadurch ergibt sich der Nachteil, dass wir im Durchschnitt nur 4 Stunden am Stück wach sind, was bei beruflichen Verpflichtungen, Reisen, Feierlichkeiten oder langen Arztbesuchen zum Problem wird.
Besonders für Leistungssportler, die lange Strecken zulegen (Weltumsegler, Rennfahrer, Radfahrer), eignet sich diese Form des Schlafes. Auch für Freiberufler, die in befristete Perioden mit erhöhtem Arbeitsaufwand nach zusätzlicher Produktivität suchen, kann diese Schlaftechnik einen Versuch wert sein.
Für die meisten Angestellten ist die Umsetzung dieser Technik deshalb nur begrenzt möglich, da der polyphasische Schlaf feste Muster benötigt. Die Idee des polyphasischen Schlafs ist äußerst verlockend, doch leider wird es für die meisten von uns nur bei der Idee bleiben, da es mit unseren gesellschaftlichen und beruflichen Verpflichtungen nicht kompatibel ist.
Ich habe vor einigen Monaten den polyphasichen Schlaf selbst über die Dauer von einer Woche ausprobiert und war unglaublich produktiv, jedoch habe ich die physischen Auswirkungen auf meinen Körper nach 3 Tagen deutlich gespürt. Da ich von zu Hause aus arbeite, stellen die kürzeren Wachzeiten kein großes Problem dar. Die Schwierigkeit bestand eher in der Disziplin, jedes Mal nach einer halben Stunde wieder aufzustehen.
Ich habe gemerkt, dass sich mein Körper an den neuen Schlafrhythmus allmählich angepasst hat und ich im Geiste absolut frisch war. Nach einer Woche war ich jedoch körperlich erschöpft und habe das Experiment beendet. Für befristete Zeiträume, in denen viel Arbeit ansteht, ist polyphasischer Schlaf ganz sicher einen Versuch wert. Langfristig ist die Umsetzung dann aber wohl für die meisten von uns schwierig.
Kommentare
Paula 30. März 2021 um 17:15
Sehr spannende Thematik! Aber warum müssen die Zeiten so exakt eingehalten werden? Für das polyphasische Schlafen muss doch auch so etwas wie ein individueller Biorhythmus gelten? Das klingt sonst sehr nach Qual. Babys lässt man doch auch schlafen, bis sie von allein aufwachen. Und Tiere ebenso. Die dürfen noch ihrer Natur gemäß schlafen.
Aber, wie im Beitrag beschrieben, ist das leider in unserer „so zivilisierten Welt“ kaum umsetzbar. Schade.